Handreichung zur Sturzprävention bei Parkinson im privaten Umfeld

Stürze gehören zu den schwerwiegendsten Komplikationen bei Parkinson-Erkrankten und können zu Knochenbrüchen, Krankenhausaufenthalten und einer Verschlechterung der Mobilität führen. Da die meisten Stürze zu Hause passieren, ist eine gezielte Anpassung der Wohnumgebung entscheidend. Diese Handreichung bietet umfassende Maßnahmen zur Sturzvermeidung in den eigenen vier Wänden.


1. Anpassungen in der Wohnung für mehr Sicherheit

Boden & Laufwege

  • Rutschfeste Bodenbeläge: Teppiche mit rutschfester Unterseite oder Anti-Rutsch-Matten verlegen.
  • Beseitigung von Stolperfallen: Lose Kabel, hochstehende Teppichkanten und herumliegende Gegenstände entfernen.
  • Gute Beleuchtung: Nachtlichter in Fluren, Treppen und Badezimmer installieren. Bewegungsmelder können helfen.
  • Farbliche Markierungen: Kontrastreiche Klebestreifen oder farbige Markierungen an Stufen und Türschwellen anbringen.

Möblierung & Einrichtung

  • Ausreichend Bewegungsfreiheit: Möbel so anordnen, dass breite und freie Gehwege entstehen.
  • Polsterung von Kanten: Scharfe Möbelkanten mit Eckenschützern oder weichen Polstern abdecken.
  • Stabile Möbel: Schwere, kippsichere Möbel bevorzugen, die als Stütze dienen können.

Haltegriffe & Geländer

  • Haltegriffe in kritischen Bereichen:
  • Toilette & Dusche/Badewanne (auch Sitzhilfen oder Duschhocker verwenden)
  • Flure & Schlafzimmer (z. B. entlang der Wand)
  • Küche (nahe Herd und Spüle)
  • Treppengeländer beidseitig anbringen und auf festen Halt prüfen.

2. Persönliche Schutzmaßnahmen

Hüftprotektoren

  • Hüftpolster mit Klettverschluss können Oberschenkelhalsbrüche bei Stürzen verhindern.
  • Spezielle Unterwäsche mit integriertem Schutz ist diskret und bequem.

Geeignetes Schuhwerk

  • Rutschfeste Sohlen (keine Hausschuhe mit glatter Unterseite).
  • Feste Fersenkappe für bessere Stabilität.
  • Keine offenen Schuhe oder Pantoffeln, die leicht verrutschen können.

Hilfsmittel für den Alltag

  • Gehstock oder Rollator bei Gangunsicherheit nutzen.
  • Anti-Freezing-Techniken (z. B. Metronom oder Laserpointer beim Gehen) bei Freezing-Episoden.

3. Verhaltenstipps zur Sturzprävention

Bewegung & Training

  • Regelmäßige Physiotherapie zur Verbesserung von Balance, Kraft und Gangbild.
  • Tai Chi oder Yoga für mehr Stabilität und Körperkontrolle.
  • Krafttraining (z. B. Oberschenkel- und Rumpfmuskulatur stärken).

Vorsicht bei Alltagshandlungen

  • Langsames Aufstehen aus dem Bett oder vom Stuhl (ggf. Sitzrand abwarten).
  • Keine ruckartigen Bewegungen (z. B. schnelles Umdrehen).
  • Sicherheit geht vor: Bei Schwindel oder Unsicherheit hinsetzen oder abstützen.

Medikamentenmanagement

  • Orthostatische Hypotonie (Blutdruckabfall) beachten – ggf. Medikation anpassen.
  • Müdigkeit & Nebenwirkungen von Parkinson-Medikamenten im Blick behalten.

4. Notfallvorkehrungen

  • Notrufsysteme (Hausnotruf, Sturzsensor-Armband) für schnelle Hilfe.
  • Handy oder Funkwecker immer griffbereit halten.
  • Familie/Nachbarn informieren, falls regelmäßige Kontrollen nötig sind.

Fazit

Durch eine Kombination aus Wohnraumanpassungen, persönlichen Schutzmaßnahmen und Verhaltensstrategien lässt sich das Sturzrisiko deutlich reduzieren. Wichtig ist eine individuelle Beratung durch Ergotherapeuten, Physiotherapeuten oder Parkinson-Fachärzte, um die besten Lösungen für den Einzelfall zu finden.

Bei konsequenter Umsetzung können viele Stürze vermieden werden – für mehr Sicherheit und Lebensqualität trotz Parkinson.


Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bietet aber eine fundierte Grundlage für die Sturzprävention im häuslichen Umfeld.