Ein zentrales Thema in der Parkinson-Therapie mit Duodopa-/Produodopa-Pumpen betrifft die subkutane Applikation mit dem neria(TM) guard Infusionsset. Das Infusionsset bringt eine Reihe mechanischer und dermatologischer Herausforderungen mit sich, die sowohl für Patienten als auch für Pflegekräfte belastend sein können.

Im Folgenden gehe ich auf Behandlungsmöglichkeiten und Strategien zur Vorbeugung und Linderung der Hautprobleme ein, die typischerweise mit diesen Systemen auftreten – mit besonderem Fokus auf:

  • Sterilität und Hygiene
  • Pflegeprodukte (Salben, Cremes, Pflaster)
  • Lokalbehandlung bei Reizungen, Entzündungen und Verhärtungen
  • Mechanische Entlastung und Hautschutz
  • Massagen und manuelle Pflege

🧼 1. 

Sterilität und hygienische Maßnahmen

Die wichtigste Grundlage zur Vermeidung von Hautreaktionen ist eine strikte Einhaltung der Hygienerichtlinien beim Setzen und Wechseln des Infusionssets:

  • Händedesinfektion vor jeder Manipulation am System.
  • Sterile Handschuhe beim Legen der Kanüle.
  • Desinfektion der Hautstelle vor dem Einstich (z. B. mit Octenisept oder Alkohol).
  • Die Lufttrocknung des Desinfektionsmittels abwarten, um Reizungen durch Einziehen des Mittels in das Gewebe zu vermeiden.
  • Vermeidung von mehrfachen Versuchen beim Einführen – wenn der Schussapparat nicht korrekt funktioniert, nicht „nachbessern“, sondern ein neues Set nehmen.

💊 2. 

Pflegemittel und Salben (präventiv & symptomatisch)

Vorbeugend:

  • Zinkhaltige Schutzsalben (z. B. Zinkoxid-Salbe, Multilind®) können vor dem Anlegen der Kanüle dünn aufgetragen werden – nicht direkt auf den Einstichbereich, sondern auf umliegende Hautareale, um Reizungen durch Kleber zu reduzieren.
  • Barriereschutz durch Produkte wie Cavilon™ (3M) oder No-Sting Barrier Film zum Schutz der Haut vor Pflasterkleber.
  • Wechsel der Einstichstelle alle 1–3 Tage (je nach Hautzustand), um Hautareale zu schonen.

Bei Hautreaktionen:

  • Kortisonhaltige Cremes (z. B. Hydrocortison 0,5–1 %) bei starker Rötung oder Juckreiz (nur kurzfristig!).
  • Antiseptische Salben wie Betaisodona®, Braunovidon®, Octenisept-Gel bei lokalen Entzündungsanzeichen.
  • Kühlende Gels oder Umschläge (z. B. mit Quarkwickeln oder Fenistil-Gel) bei lokalen Reaktionen.

🩹 3. 

Fixierung und Zugentlastung zur Vermeidung mechanischer Reizung

Mechanische Irritationen durch Zug auf die Kanüle sind eine häufige Ursache für Entzündungen und Schmerzen. Um dies zu minimieren:

  • Zusätzliche Fixierung des Kanülengehäuses mit hautfreundlichem Tape (z. B. LeukoSilk®, Fixomull®, Tegaderm).
  • Schlaufe im Schlauch zur Zugentlastung: Diese kann mit Tape auf der Haut fixiert werden – verhindert, dass Bewegungen direkt an der Kanüle ziehen.
  • Wechsel zwischen linker und rechter Bauchseite oder ggf. auch Oberschenkel oder Rücken, wenn die Haut zu sehr gereizt ist.
  • Vermeidung enger Kleidung über der Einstichstelle.

🧴 4. 

Pflege bei Verhärtungen im Fettgewebe (Lipodystrophien)

Ursachen:

  • Lokale Entzündung, Vernarbung oder ständige mechanische Belastung führen zu Fibrosierung oder Verhärtungen im subkutanen Gewebe.

Maßnahmen:

  • Massage der Umgebung (nicht direkt auf die frische Einstichstelle), z. B. 1–2× täglich sanft mit kreisenden Bewegungen.
  • Durchblutungsfördernde Cremes wie Voltaren® Emulgel, Heparin-Salbe oder pflanzliche Präparate (Arnika-Gel, Retterspitz®) – nur auf abgeheilte Stellen!
  • Warme Kompressen (z. B. mit feuchtem Lappen) zur Lockerung des Gewebes.
  • Regelmäßiger Wechsel der Einstichareale, um die Entstehung neuer Verhärtungen zu vermeiden.

📈 5. 

Langfristige Strategien

  • Dokumentation der Einstichstellen z. B. mithilfe eines „Einstichstellen-Tagebuchs“, um problematische Hautareale frühzeitig zu erkennen.
  • Patientenschulung zur korrekten Anwendung des Infusionssets, z. B. durch Parkinson-Nurses oder Homecare-Dienste.
  • Bei ausgeprägten Hautproblemen: Rücksprache mit dem behandelnden Neurologen oder Dermatologen zur Beurteilung, ggf. Alternative Systeme prüfen.

🧾 Zusammenfassung – Maßnahmen gegen Hautprobleme beim Nerja Guard Infusionsset:

ProblemMaßnahme
Entzündungen, RötungenAntiseptische Salben, Barriereschutz, steriles Arbeiten
Schmerzen durch ZugSchlaufe im Schlauch, zusätzliche Pflasterfixierung
Verhärtungen im FettgewebeMassage, Wärme, durchblutungsfördernde Salben, Arealwechsel
PflasterunverträglichkeitVerwendung von hypoallergenen Pflastern, Hautschutzsprays
Blutungen beim EinstichEinstichstelle gut desinfizieren, ggf. 2–3 Minuten Kompression danach

Konzept: A. Schairer
ausgearbeitet mit Hilfe von ChatGPT

Siehe hierzu auch:

Leitfaden für die sichere
Anwendung – Patientinnen/Patienten*

https://www.bfarm.de/SharedDocs/Downloads/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/Risikoinformationen/EducationMaterial/Anlagen/a-f/foscarbidopa-foslevodopa_patienten.pdf?__blob=publicationFile

Der unter vorstehendem Link als PDF abrufbare Leitfaden wurde von. AbbVie als verpflichtender Teil der Zulassung des Arzneimittels erstellt und mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abgestimmt. Dieser soll als zusätzliche risikominimierende Maßnahme sicherstellen, dass Patienten [und Angehörige/Pflegende/Betreuungspersonen] mit den Besonderheiten der Anwendung von Foslevodopa/Foscar- bidopa vertraut sind und dass dadurch das mögliche Risiko für Infektionen oder Reaktionen an der Infusionsstelle reduziert wird.