Die globale Parkinson-Bewegung braucht einen Plan: Warum jetzt der richtige Zeitpunkt für 0-10-100 ist

Sind wir bereit für den Anstieg der Parkinson-Fälle?

Michael Okun

Weltweit hat sich die Parkinson-Krankheit zur am schnellsten wachsenden neurodegenerativen Erkrankung entwickelt. Drei aktuelle Veröffentlichungen, darunter die Sonderausgabe von JAMA Neuro logy zu sechs Maßnahmen zur Bekämpfung globaler Ungleichheiten, der Global Status Report on Neurology der Weltgesundheitsorganisation und die Nature NPJ Parkinson’s Disease World Summit Proceedings, kommen alle zu einem Schluss: Die globale Parkinson-Bewegung würde von einem Plan profitieren. Der Plan muss über die Behandlung hinausgehen und Prävention, Forschung und eine echte globale Zusammenarbeit umfassen. Im Parkinson-Plan fordern wir eine mutige 0-10-100-Vision. Die Zunahme der Parkinson-Fälle soll auf Null reduziert, die Finanzierung um das Zehnfache erhöht und ein weltweiter Zugang zu 100 % zum gängigen Parkinson-Medikament Levodopa gewährleistet werden.

Zunächst einmal hat uns der kürzlich in JAMA Neurology veröffentlichte Artikel von Schiess, Dua, Bloem, Dorsey und Kollegen von der Weltgesundheitsorganisation eine ernüchternde Wahrheit vor Augen geführt: Die Parkinson-Krankheit ist gemessen an Todesfällen und Behinderungen die am schnellsten wachsende neurodegenerative Erkrankung des Gehirns. Darüber hinaus leben die meisten Betroffenen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in denen neurologische Versorgung und Medikamente rar sind. Bei der Erstellung dieses Artikels haben wir sechs dringende Schritte skizziert: 1. Bekämpfung der Krankheitslast, 2. Interessenvertretung, 3. Prävention, 4. Diagnose und Versorgung, 5. Unterstützung der Pflegekräfte und 6. Forschung. Diese Schritte stehen im Einklang mit unserer Forderung nach einem globalen Plan. Ohne Maßnahmen werden Millionen von Menschen potenziell vermeidbares Leid erfahren. Die Wissenschaft hat eindeutig gezeigt, dass die alternde Bevölkerung, Giftstoffe und Ungleichheiten zu einem Anstieg der Fälle führen. Die menschlichen Kosten sind unermesslich. Die Zeit für kleine Pilotprojekte ist vorbei. Jetzt ist es an der Zeit für koordinierte globale Maßnahmen.

Der diese Woche veröffentlichte Global Status Report on Neurology der Weltgesundheitsorganisation erweitert diesen Aufruf auf den gesamten Bereich der Gehirngesundheit. Er stellt die erste Basisbewertung für den Intersectoral Global Action Plan (IGAP) zu Epilepsie und anderen neurologischen Erkrankungen dar. Dieser Bericht beschreibt die ernüchternde Tatsache, dass neurologische Erkrankungen, darunter auch Parkinson, mittlerweile weltweit die häufigste Ursache für Behinderungen sind. Er fordert zehn messbare globale Ziele, die bis 2031 erreicht werden sollen, darunter eine stärkere nationale Politik, ein besserer Zugang zu Medikamenten, die Aufstockung des Personals und mehr Forschungsgelder. Für Parkinson ist die Lehre dringend. Wenn wir Prävention und Versorgung nicht in die globalen Gesundheitssysteme integrieren, wird kein Land auf den bevorstehenden Anstieg vorbereitet sein. IGAP bietet uns den Rahmen dafür.

Die Proceedings of the World Summit on Parkinson’s Disease, die ebenfalls diese Woche von Mantri und Kollegen in npj Parkinson’s Disease veröffentlicht wurden, betonen, dass dies nicht nur ein medizinisches Problem ist, sondern eine gewaltige Herausforderung für die globale Gerechtigkeit darstellt. Der Gipfel, der in Fiesole, Italien, stattfand und von der Parkinson’s Foundation und dem Fresco Parkinson Institute mitgesponsert wurde, brachte Führungskräfte aus 11 Ländern und sechs großen Organisationen zusammen, um den weltweiten Bedarf zu ermitteln. Die Ergebnisse waren aufschlussreich: ein rascher Anstieg der Parkinson-Erkrankungen in Ländern mit niedrigem Einkommen, Umwelttoxizität, die zum Risiko beiträgt, und tiefe Ungleichheiten, selbst in wohlhabenden Regionen. Die Teilnehmer des Gipfels waren sich einig, dass wir einen weltweiten Plan benötigen, der auf Zusammenarbeit, Prävention und Nachhaltigkeit basiert. Die Teilnehmer betonten die Bedeutung der Integration von Technologie und Versorgungsmodellen, genau die Art von Veränderung, die im 0-10-100-Rahmenkonzept vorgesehen ist.

Schließlich bietet das Buch „The Parkinson’s Plan”, das Ray Dorsey und ich gemeinsam verfasst haben, einen möglichen Fahrplan. Wir schlagen ein neues Modell für Prävention, Behandlung und Hoffnung vor. Wir bauen den Plan auf dem 0-10-100-Ziel auf: 0 % Anstieg der Neuerkrankungen, eine Verzehnfachung der Forschungsmittel und 100 % Zugang zu Levodopa. Wie der kürzlich angekündigte US-amerikanische National Plan to End Parkinson’s Act kann eine globale Bewegung nur dann erfolgreich sein, wenn Regierungen, Organisationen und Fürsprecher sich hinter einer gemeinsamen Vision vereinen.

Der Weltgipfel, das WHO-Papier, die sechs globalen Schritte und das Buch „The Parkinson’s Plan“ laufen alle auf eine einzige Wahrheit hinaus: Parkinson ist keine Nischenerkrankung mehr. Es ist eine globale Herausforderung und erfordert daher eine globale Antwort. Die Wissenschaft hat gesprochen, die Daten sind eindeutig und die Geschichten der Menschen, die mit Parkinson leben, verlangen nach Veränderung. Wir brauchen einen einheitlichen Plan, der Prävention, Forschung und universellen Zugang zu Parkinson-Medikamenten priorisiert. Die Parkinson-Bewegung hat die Führung, die Beweise und den Willen. Jetzt müssen wir das Versprechen von 0-10-100 einlösen.

*Bild oben aus dem Buch „The Parkinson’s Plan, 2025” (Public Affairs).

Ausgewählte Referenzen:

Artikel zum Welt-Parkinson-Gipfel, erschienen diese Woche:

Mantri S, Ghilardi MF, Lessard N, Norcini M, Di Rocco A, Wallock K, Lehr J, Okun MS; World Summit Steering Committee. Proceedings of the world summit on parkinson’s disease. NPJ Parkinsons Dis. 14. Oktober 2025; 11(1):293. doi: 10.1038/s41531-025-01123-8. PMID: 41087391; PMCID: PMC12521725.

Schiess N, Cataldi R, Okun MS, Fothergill-Misbah N, Dorsey ER, Bloem BR, Barretto M, Bhidayasiri R, Brown R, Chishimba L, Chowdhary N, Coslov M, Cubo E, Di Rocco A, Dolhun R, Dowrick C, Fung VSC, Gershanik OS, Gifford L, Gordon J, Khalil H, Kühn AA, Lew S, Lim SY, Marano MM, Micallef J, Mokaya J, Moukheiber E, Nwabuobi L, Okubadejo N, Pal PK, Shah H, Shalash A, Sherer T, Siddiqui B, Thompson T, Ullrich A, Walker R, Dua T. Sechs Maßnahmen zur Bekämpfung globaler Ungleichheiten bei der Parkinson-Krankheit: Eine Priorität der Weltgesundheitsorganisation. JAMA Neurol. 1. September 2022; 79(9):929-936. doi: 10.1001/jamaneurol.2022.1783. PMID: 35816299.

WHO-Bericht dieser Woche:https://www.who.int/publications/i/item/9789240116139

WHO-Nachrichtenartikel dieser Woche: https://www.who.int/news/item/14-10-2025-11-million-lives-lost-each-year-urgent-action-needed-on-neurological-care

Das 0-10-100-Konzept ist in dem Buch „The Parkinson’s Plan (2025)” zu finden: www.pdplan.org