Des Rätsels Lösung lauert im Wasser, liegt auf dem Acker und schwebt in der Luft

„The Clue to Unlocking Parkinson’s May Be All Around Us“, erschienen in der New York Times (Teil der Reihe über Umweltgesundheit):


Der aktuelle Artikel aus der New York Times zeichnet ein alarmierendes Bild: Die rasant zunehmende Parkinson-Krankheit könnte weniger mit Genetik oder Alter als vielmehr mit vom Menschen geschaffenen Umweltgiften zusammenhängen.

Im Zentrum steht das Herbizid Paraquat, das seit den 1950er-Jahren weltweit in der Landwirtschaft eingesetzt wird – obwohl das Herstellerunternehmen schon früh Hinweise auf seine neurotoxische Wirkung kannte. Studien an Tieren zeigten Zittern und Nervenschäden, doch diese Befunde wurden jahrzehntelang geheim gehalten. In den USA ist der Einsatz von Paraquat bis heute erlaubt, während es in Europa, China und vielen anderen Ländern verboten ist.

Parallel zum industriellen und landwirtschaftlichen Chemikalienboom der Nachkriegszeit stieg auch die Zahl der Parkinson-Fälle deutlich an. Heute werden allein in den USA jährlich rund 90.000 neue Diagnosen gestellt – ein Fall alle sechs Minuten. Parkinson ist inzwischen die am schnellsten wachsende neurodegenerative Erkrankung weltweit.

Die Neurologen Dr. Ray Dorsey und Dr. Michael S. Okun, Autoren des Buches „The Parkinson’s Plan“, beschreiben die Krankheit als eine vom Menschen verursachte Pandemie: verursacht durch Pestizide in Lebensmitteln, Lösungsmittel im Wasser und Schadstoffe in der Luft. Die genetische Veranlagung spiele nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen eine Rolle.

Anhand persönlicher Beispiele – etwa des Beraters Steve Phillips, der als Jugendlicher Paraquat versprühte, oder des früheren NBA-Profis Brian Grant, der als Kleinkind mit dem Lösungsmittel TCE kontaminiertem Trinkwasser ausgesetzt war – zeigt der Artikel, wie allgegenwärtig die Belastung mit gefährlichen Chemikalien ist.

Der Bericht beleuchtet außerdem die Parallelen zur Tabakindustrie: Wie einst Zigarettenhersteller verbreiten auch Chemiekonzerne Zweifel an wissenschaftlichen Erkenntnissen, engagieren Lobbyisten und verzögern Regulierungen. Interne Dokumente der Firma Syngenta („Paraquat Papers“) belegen, dass das Unternehmen die Risiken kannte, sie jedoch öffentlich herunterspielte.

Der Artikel fordert eine Rückbesinnung auf das Vorsorgeprinzip – also Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung, auch wenn ein absoluter wissenschaftlicher Beweis noch aussteht. Europa sei hier deutlich strenger als die USA, wo wirtschaftliche Interessen oft Vorrang vor öffentlicher Gesundheit hätten.

Autor Nicholas Kristof schließt mit einem Appell an Politik und Gesellschaft: Es sei zwar schwer, Umweltgesundheit zu regulieren und Zielkonflikte zu lösen, aber angesichts der wachsenden Parkinson-Zahlen dürfe die Welt nicht länger zusehen. Statt Profitinteressen müsse der Schutz von Menschen und Umwelt oberste Priorität haben.


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