Die ProduoDopa-Pumpe von AbbVie – eine Option in der symptomatischen Therapie des fortgeschrittenen Parkinson.

Die ProduoDopa-Pumpe von AbbVie ist die jüngste unter den drei derzeit verfügbaren Pumpensystemen zur symptomatischen Behandlung des Morbus Parkinson. Sie verabreicht ein Gemisch aus Levodopa und Carbidopa subkutan, also direkt unter die Haut – und umgeht dabei den Magen-Darm-Trakt vollständig.

Auch die Apomorphin-Pumpe von Ever Pharma arbeitet mit subkutaner Applikation. Allerdings ist ihr Wirkstoff, der Dopaminagonist Apomorphin, häufig mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden.

Die Duodopa-Pumpe, die erste Pumpenentwicklung von AbbVie, leitet eine Kombination aus Levodopa und dem COMT-Hemmer Entacapon hingegen über eine per Magensonde gelegte Verbindung direkt in den Dünndarm (intrajejunale Applikation). Diese Methode ist quasi ein chirurgisch destruktiver Eingriff: Die zur Einführung des Schlauchs notwendige Öffnung der Bauchdecke ist anfällig für Entzündungen, und viele Patient*innen vertragen Entacapon nicht gut. Die neue ProduoDopa-Pumpe ist in dieser Hinsicht der Duodopa-Pumpe weit überlegen.

Vorteile der ProduoDopa-Pumpe:

  • Direkte Wirkung über das Blut: Die subkutane Gabe umgeht den Verdauungstrakt, was eine stabilere Wirkung mit deutlich geringerer Wirkstoffmenge ermöglicht.
  • Flexible Ernährung: Es besteht keine Wechselwirkung mit Nahrungsproteinen – Patient*innen können essen, was und wann sie wollen.
  • Weniger Tabletten: Die orale Medikation kann weitgehend entfallen.
  • Reduzierte Nebenwirkungen: Probleme wie geschwollene Beine durch Wassereinlagerungen treten deutlich seltener auf.

Nachteile und Hinweise zur Anwendung:

Ein Teil der Nutzer*innen hat Probleme mit der Einstichstelle, an der eine selbstklebende Sockelplatte mit einer 0,6 mm langen Kunststoffkanüle angebracht wird. An dieser Stelle ist größte Hygiene erforderlich. Die Platte kann in der Regel 2–3 Tage an der gleichen Stelle verbleiben, ebenso wie der angeschlossene Schlauch.

Um ein Herausziehen des Schlauchs zu verhindern, empfiehlt sich eine Zugentlastung, indem man den Schlauch in einer kleinen Schlaufe mit einem Pflaster auf der Haut fixiert. Typischerweise liegt die Einstichstelle im Bereich um den Bauchnabel. Bei jedem Wechsel sollte eine neue, saubere Stelle nach Plan ausgewählt werden. Eventuell vorhandene Körperbehaarung sollte zuvor entfernt werden.

Vor der Applikation ist die Hautstelle mit einem Alkoholtupfer zu desinfizieren und anschließend etwa eine Minute trocknen zu lassen. Danach wird die Injektionsnadel mithilfe eines speziellen Applikators eingesetzt. Nur bei vollständig trockener Haut ist ein fester Halt der Sockelplatte gewährleistet. Die Kanüle ist so fein und die Eindringtiefe so gering, dass der Einstich in der Regel schmerzfrei bleibt.

Pumpensteuerung und Dosierung:

Die Pumpe bietet drei einstellbare Fördermengen (niedrig, mittel, hoch) sowie die Möglichkeit einer Bedarfsdosis (sog. Bolusgabe). Letztere sollte nur in Ausnahmefällen verwendet werden, etwa zur kurzfristigen Aufhebung einer akuten Bewegungsunfähigkeit. Dabei werden in 1–2 Minuten etwa 0,3–0,4 ml injiziert. Diese rasche Injektion kann einen kurzzeitigen Druckschmerz an der Einstichstelle verursachen, der jedoch in der Regel unproblematisch ist

Tragekomfort und Handhabung:

Da die Pumpe 24 Stunden in Betrieb ist, wird sie zum ständigen Begleiter. Es gibt verschiedene Tragemöglichkeiten, etwa per Schultergurt, Bauchgurt oder einer Kombination. Die Pumpe wiegt rund 170 Gramm und wirkt robust. Der Schwachpunkt ist der Zuführungsschlauch, der sich bei starker Belastung lösen oder abreißen kann. Ein solcher Vorfall lässt sich aber leicht durch den Austausch des Schlauchs beheben.

Fazit:

Ob man sich für eine Pumpe oder für eine tiefe Hirnstimulation (THS) entscheidet, hängt von den persönlichen Prioritäten ab. Wer das dauerhafte Tragen eines kleinen Geräts als störend empfindet, wählt vielleicht lieber die THS. Wer jedoch einen chirurgischen Eingriff vermeiden möchte, findet in der ProduoDopa-Pumpe eine moderne, schonendere Alternative.

5. 6. 2025, Andreas Schairer, unterstützt von ChatGPT

siehe auch:

Pumpentherapien (Artikel vom Universitäts Spital Zürich
https://www.usz.ch/fachbereich/neurologie/angebot/pumpentherapien

AbbVie launches pump-based Parkinson’s drug in EU
https://pharmaphorum.com/news/abbvie-launches-pump-based-parkinsons-drug-eu

Markteinführung ProDuoDopa Pumpe, Artikel vom 31.12.2023 von Dr. Ilona Csoti, Gertrudisklinik Biskirchen
https://parkinson.de/markteinfuehrungproduodopa/